Eindrücke vom NeuroForum Frankfurt 2023
Ich hatte das Vergnügen, in diesem Jahr am NeuroForum in Frankfurt teilzunehmen, einer Veranstaltung, die von der Hertie-Stiftung, der Zeitschrift Gehirn und Geist und der Sendung "Scobel" auf 3sat organisiert wurde und zum ersten Mal seit Corona wieder in Präsenz stattfand.
Alle drei Veranstalter setzen sich mit diesem Format für die Förderung des Wissens und Verständnisses rund um das menschliche Gehirn ein. Die Hertie-Stiftung https://www.ghst.de engagiert sich in der neurologischen Forschung und Bildung, während Gehirn und Geist - siehe unter https://www.spektrum.de - spannende Einblicke in die Welt der Psychologie und Hirnforschung bietet. Die Sendung "Scobel - Fresh Brain" auf 3sat wiederum beleuchtet, wie unser Gehirn funktioniert und wie wir dessen Potenzial ausschöpfen können (in der 3sat-Mediathek bis 23.11.2028 verfügbar ttps://www.3sat.de/wissen/scobel/scobel----fresh-brain-100.html).
Das Thema des Abends war "ADHS und Arbeit - zwischen Chaos und Kreativität". Im Mittelpunkt standen damit Erwachsene mit AD(H)S und ADS. Die Veranstaltung fand im Festsaal der Goethe-Universität mit einer Fassungskapazität von 420 Personen statt und war zu meiner Freude sehr gut besucht.
Die Deutsche Bahn AG hat die Veranstaltung zunächst vor einige logistische Herausforderungen gestellt, da Frau Prof. Alexandra Philipsen vom Universitätsklinikum Bonn zwei Stunden auf der Schnellstrecke zwischen Bonn und Frankfurt/Flughafen festsaß. Ironischerweise passte das recht gut zum Thema AD(H)S, so dass wir Zuhörer sehr relaxt mit dieser Situation umgegangen sind.
Meine Highlights der Veranstaltung "ADHS und Arbeit"
Mein Highlight waren die Antworten von Frau Professor Philipsen, die trotz der widrigen Umstände und mit Verzögerung zunächst per Telefon, später per Video zugeschaltet werden konnte und wieder sehr interessante Aspekte beigesteuert hat. Ihre Expertise und die von Herrn Dr. Heiner Lachenmeier, Psychiater mit eigener Praxis in der Schweiz und Autor des spannenden Buches: „Mit ADHS erfolgreich im Beruf“ waren für mich von besonderem Interesse.
Zwei Aspekte möchte ich gern hervorheben, da sie meiner Erfahrung nach wenig bekannt sind:
Zum einen sprach Frau Prof. Philipsen u.a. über ein klares klinisches Diagnosekriterium für AD(H)S. Sie erklärte, dass Menschen mit AD(H)S sich einerseits bei vorhandenem Interesse stark fokussieren und lange konzentrieren können – ein Phänomen, das als positiver Hyperfokus bekannt ist. Andererseits erleben sie bei Unterstimulation und Langeweile große Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und alltägliche Aufgaben überhaupt erst zu beginnen bzw. zu Ende zu bringen. Diese spezifische Verhaltensweise sei ein deutliches klinisches Indiz für AD(H)S und hilft, es von anderen neurologischen Auffälligkeiten abzugrenzen.
Zum anderen berichtete Frau Prof. Philipsen, dass immerhin ein Drittel aller Menschen aus dem AD(H)S-Spektrum zum überwiegend unaufmerksamen Typ gehören, oft ohne die hyperaktive Komponente – allgemein bekannt als ADS. Dies betrifft häufig Mädchen, die in der Schule als verträumt und abwesend gelten und daher diagnostisch nicht rechtzeitig erkannt werden.
Auch wenn die Veranstaltung nicht all meine Erwartungen erfüllt hat, war es ermutigend zu sehen, wie viele Menschen sich für das Thema AD(H)S im Erwachsenenalter interessieren und wie wichtig es ist, weiterhin Aufklärungsarbeit zu leisten. Veranstaltungen wie diese sind essenziell, um das Bewusstsein für Neurodiversität zu schärfen und zu zeigen, wie Menschen mit AD(H)S im Berufsleben erfolgreich sein können.
Lasst uns weiterhin das Bewusstsein für AD(H)S fördern und die Stärken dieser besonderen Persönlichkeitsausprägung in der Arbeitswelt anerkennen!